kreuzberger dichtungswerk

Annette John, Der Ritter und das Mädchen (Verbeulter Mond III)

Rachel fuhr. Er saß auf dem Beifahrersitz und schaute sie an. Nicht immer, doch immer wieder, schaffte er es nicht, den Blick länger als ein paar Sekunden von ihr abzuwenden. War sie wirklich Rachel, seine Rachel, die Frau, mit der er geschlafen, geredet, gekocht, gegessen, getrunken, mit der er sein Leben geteilt hatte, jawohl so konnte, so musste man es sagen, auch wenn es nur eine relativ kurze Zeit gewesen war. Vormittags waren sie ihren jeweiligen Beschäftigungen nachgegangen, Rachel ihrem Job in der Bibliothek, er der Arbeit an seinem Roman oder seinen Brotjobs bei diversen Online-Magazinen. Die Nachmittage hatten sie gemeinsam verbracht, geredet, geschlafen, sich geliebt. Was auch immer. Nachts waren sie oben gewesen.

„Liebst du mich?“, fragte er.

„Ach Jingele“, sagte sie.

Das sagte sie oft zu ihm, Jingele. Jungchen. Sie sagte es voller Zärtlichkeit, aber doch lag darin auch eine Anspielung auf den Altersunterschied zwischen ihnen beiden. Auf ihr Mehr an Lebenserfahrung, und er wusste nicht, ob er das mochte. Nicht jetzt. Nicht nach dieser furchtbaren Nacht voller Einsamkeit und Grauen. Möglicherweise hatte er graue Haare bekommen, er hatte noch nicht nachgesehen. Er furchte mit den Fingern sein Haar, rieb sich übers Gesicht. Rasieren sollte er sich auch. Und mit Rachel reden, ihr von seinen Erlebnissen erzählen, sie nach den ihren fragen. Aber er brachte keinen Ton heraus. Ihm, dem die Worte sonst so leicht und schnell aus der Hand flossen, fehlten sie nun. Oder nein, es waren nicht die Worte, es war die Kraft, die ihm fehlte. Er wusste, wenn er zu reden anfinge, würde ihm die Stimme brechen.  Wahrscheinlich würde er schluchzen wie ein kleiner Junge, ein Jingele, das Trost bei der Mutter suchte. Rachel war nicht seine Mutter, sie war seine Geliebte, seine Freundin, Kameradin in schweren, unfassbar rätselhaften Tagen. Und Nächten. War sie wirklich Rachel? Vielleicht war sie ausgetauscht worden. Sowas war auch in dem Roman von Murakami passiert, den er vor Jahren gelesen hatte. Auch da waren Menschen ausgetauscht, waren andere Wesen geworden. Vielleicht war er selbst ja auch ausgetauscht worden. 

„…ziemlich lange durch die Stadt gelaufen sein.“

Rachel sprach. Er war so vertieft in seine Gedanken, dass er den Beginn ihrer Erzählung verpasst hatte.

„Viele Stunden“, fuhr Rachel fort, „vielleicht sogar Tage. Doch ich erinnere mich nicht daran. Auch nicht, wann und warum ich meine Wohnung verlassen habe.“ Ihre Stimme klang dumpf und rau, als müsse sie sich aus einer sandigen Grube zu ihm hinauf kämpfen.   

„Irgendwie bin ich zum Hauptbahnhof gelangt und habe mir ein Ticket für den Nachtzug nach Paris gekauft. An die Zugfahrt erinnere ich mich. Teilweise jedenfalls.“

„Wie war sie?“, gelang es ihm zu fragen.

„Irgendwie …“ Sie brach ab. „Da wird ein Parkplatz angezeigt“, sagte sie, setzte den Blinker, fuhr auf die rechte Fahrbahn. Der Rastplatz kam, sie nahm die Ausfahrt, bremste, hielt. Blieb sitzen, wie sie saß, die Hände auf dem Lenkrad, den Blick starr durch die Frontscheibe gerichtet.

„Zu Anfang“, fuhr sie ein wenig stockend fort, „habe ich geschlafen. Ich träumte von einem Haus in Berlin, einem sogenannten Judenhaus, das waren Sammelstellen für Juden, wo sie zusammengepfercht warten mussten, bis sie abgeholt wurden. Ich habe über solche Häuser mal gearbeitet. In diesem Haus haben Leute geschlafen haben, viele Leute. Sie schliefen einfach, obwohl draußen die SS wütete. Sie sind nicht geflohen.“

„Hat deine Familie so etwas durchgemacht?“, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, sie waren schlau genug, rechtzeitig auszuwandern. –

Ein junges Mädchen war als einzige wach und versuchte die anderen zu wecken, aber es war zu spät, die SS war schon im Haus.“

Parallele Träume, dachte er und erinnerte sich an seinen Traum vom Ritter. Andere Zeiten, aber ähnliche Geschichten.

„Als ich aufwachte“, sprach Rachel weiter, „war es bestimmt schon zwei. Ich saß in ein einem Großraumabteil, und es war leer. Ich war ganz und gar allein. Das Licht brannte, und die Lüftung lief, und die Toiletten funktionierten auch, aber ich fühlte mich so …“

„Einsam“, fiel er ein.

Sie nickte. „Es kam kein Zugbegleiter, und draußen war es komplette dunkel, kein Licht, keine Stadt, kein Dorf nichts. Bloß manchmal das Gefühl, als lebte diese Dunkelheit, als liefe etwas neben mir her, gleich auf der anderen Seite meines Fensters. Hin und wieder hielt der Zug. Vielleicht an einem Bahnhof, aber sehen konnte ich nichts. Ich hab mich auch nicht wirklich getraut, zu gucken“, fügte sie kleinlaut hinzu. „Irgendwann wurde es besser, gegen vier, vermutlich. Es sind ja immer nur zwei Stunden, aber du weißt, wie lange diese zwei Stunden sein können.“

Er nickte, legte ihr den Arm um die Schultern, zog sie an sich heran, halb darauf gefasst, dass sie sich sträuben würde. Doch sie ließ es zu, legte den Kopf an seine Schulter.

„In Frankfurt war es Morgen, alles ganz normal. Ich musste umsteigen in den TGV nach Paris, aber ich bin dann nur bis Reims mitgefahren. Es war, als ob die Stadt mich riefe, ich konnte mich nicht dagegen wehren.“

„Und dann?“, fragte er, weil sie nicht weitersprach. Er merkte, wie sich ihr Körper entspannte. Sie kam nun zum eher relaxten Teil ihrer Geschichte.

„Dann habe ich gefrühstückt“, erzählte sie fast heiter. „Danach bin ich in ein Kaufhaus gegangen, habe mir eine kleine Reisetasche gekauft und alles, was man so braucht. Auch ein Handy. Meins hatte ich nicht eingesteckt.“

„Ich weiß, ich habe es in deiner Wohnung liegen gesehen.“

„Ich konnte dich nicht anrufen mit dem neuen“, erklärte sie ein wenig beschämt. „Ich hatte deine Nummer nicht. Man merkt sich ja keine Nummern mehr. Meine Chefin habe ich angerufen und ihr etwas von einem Nervenzusammenbruch erzählt, weswegen ich nicht zur Arbeit kommen kann. Ich habe mir ein Hotelzimmer genommen und bin zwei Tage lang durch Reims spaziert. Habe Kaffee getrunken, Pizza gegessen, Wein getrunken, und immer, immer wusste ich, dass ich dich treffen würde. Da war ich mir ganz sicher. Nicht den winzigsten Moment habe ich daran gezweifelt. Am Morgen des dritten Tages habe ich mir ganz früh ein Taxi bestellt und mich zu dieser Autobahnraststätte bringen lassen.“

„Und ich bin eine gefühlte Ewigkeit durchs Nirgendwo gefahren, nur um dort anzukommen, von wo ich aufgebrochen bin.“ Endlich fand er die Worte und die Kraft, von seiner Nachtfahrt zu berichten. Er erzählte auch von seinem Traum, der dem ihren so glich.

Eine Weile saßen sie stumm.

„Ich glaube schon“, sagte Rachel dann.

„Was glaubst du?“

„Du hast mich eben gefragt, ob ich dich liebe.“

Er küsste ihre Stirn, streichelte ihr Haar.

„Möglicherweise“, sagte er, „passiert das alles nur in unseren Köpfen. Möglicherweise ist nichts davon real.“

„Möglicherweise“, entgegnete sie, „ist alles real. Und nur wir kriegen es mit.“

„Warum wir?“, fragte er.

„Warum nicht wir?“, fragte sie zurück.

Draußen auf dem Rastplatz lief das ganz normale Leben ab. Sie sahen ihm zu, als säßen sie im Kino. Autos kamen an und fuhren ab. Menschen spazierten, rauchten, telefonierten, pilgerten zum Toilettenhäuschen, ließen ihre Kinder toben und gaben ihren Hunden Gelegenheit zum Pinkeln oder Kacken, obwohl keines der Tiere von dieser Möglichkeit Gebrauch machte.

„Weißt du was?“, fragte Rachel.

„Was?“

„Eigentlich habe ich keine Lust nach Paris zu fahren. Viel lieber möchte ich ans Meer. Vielleicht geht die Welt bald unter, und ich möchte vorher noch einmal das Meer sehen.“

„Welches?“, fragte er. „Atlantik oder Mittelmeer?“

Sie setzte sich auf und sah ihn an. „Mittelmeer“, sagte sie mit leuchtenden Augen. „Lass uns in die Camargue fahren.“

„Rutsch rüber, Baby“, sagte er mit tiefer Filmstarstimme. „Die nächsten zwei Stunden übernehme ich.“

Tagsüber funktionierte das Navi. Mit seiner Hilfe gelang es ihnen, sich ohne Irrfahrten durch den mörderischen Verkehr um Paris zu schlängeln, die Abfahrt nach Lyon zu finden, auch die zweite, dritte, vierte Abfahrt, und endlich lag die Autobahn nach Süden schier endlos vor ihnen. Sie fuhren durch die Bourgogne, durch Lyon, sahen die Landschaft südlicher werden, fuhren weiter und weiter, sangen die Schlager eines Retrosenders  mit, „Yo no soy marinero, soy capitan, soy capitan“, immer nach Süden. Der Tag war lang.

Als es Abend wurde und der verbeulte Mond erschien, waren sie schon in Montpellier. Sie übernachteten in einer Betonburg nahe der Autobahn, und da holte die Realität sie ein. Kann man das so sagen? Sie wussten es nicht.

Sie gingen über einen asphaltierten Platz zu einem Restaurant, das der Rezeptionist ihnen empfohlen hatte. Über ihnen hing der verbeulte Mond. Der Himmel war vollkommen schwarz. Die Hitze war drückend, fast erstickend. Die Gegend war unsagbar häßlich, wie überall im äußeren Ring um die Städte. Öde, asphaltierte Plätze, Gebäude aus Beton, flach und abweisend, Supermärkte, Baummärkte, Möbelmärkte, Tankstellen, Autowerkstätten. Hin und wieder war der Asphalt von einem Streifen bröckeliger Erde durchbrochen, aus der fahle Oleanderbüsche wuchsen. Das empfohlene Restaurant entpuppte sich als riesige Halle mit All-you-can-eat Buffet. Rachel war fassungslos, dass es so etwas nun auch in Frankreich gab. Doch das Essen war nicht übel und der Wein auch nicht. Auf dem Rückweg hatte der Mond sich hinter seinen Schleier zurückgezogen, und die Hitze schien noch schwerer geworden zu sein.

„Unser Zimmer hat eine Klima-Anlage“, sagte Rachel. „Wir schließen die Vorhänge, dann sehen wir den da nicht.“ Sie machte eine Kopfbewegung zum verschleierten Mond hinauf. „Außerdem habe ich in Reims Ohropax gekauft.“

„Hilft es?“, fragte er.

„Eigentlich nicht“, sagte sie.

Sie gingen zu Bett. Schliefen miteinander. Danach wollten sie wach bleiben, doch es klappte nicht. Rachel schlief zuerst ein, und während er noch überlegte, ob er sie wecken sollte, sah er das Zimmer. Oh nein, kein Zimmer, ein Gelass, eine Felsenkammer, ein Verlies. Fauliges Stroh auf dem Boden, bestialischer Gestank, zum ersten Mal in seinem Leben träumte er Gestank, ihm hob sich der Magen.  Auf keinen Fall ins Bett kotzen, ermahnte er sich.  In der Ecke ein Haufen Lumpen, der sich bewegte. Eine Gestalt schälte sich aus den Lumpen, erhob sich wackelnd in eine sitzende Position, wandte ihm den Kopf zu, ein Gesicht vielleicht, eher ein Totenschädel, der noch nicht ganz tot war. Dünnes, weißes Haar, ein faseriger, weißer Bart, riesige Augen, eine scharfe Nase und ein Mund wie ein schwarzes Loch inmitten der Bartfäden. Laute quälten sich aus dem Mund, formten unverständliche Worte, ein Gemisch aus Latein und altem Französisch, vielleicht ein Gebet, vielleicht ein Fluch, vielleicht beides.

Er erwachte. Rachel lag neben ihm, immer noch schlafend, stöhnte im Traum. Er weckte sie, zog sie an sich.

„Ich hab das Mädchen wieder gesehen“, erzählte sie flüsternd. „Es ist ganz allein in dem Haus, alle anderen sind abgeholt worden. Es kauert in einer Ecke und weint.“

Parallele Träume, andere Zeiten, gleiches Grauen. „Warum zeigen sie uns das?“, flüsterte Rachel. „Wollen sie, dass wir dem jüdischen Mädchen und dem Ritter beim Sterben zusehen?“

Draußen auf dem Hotelkorridor begann es zu knacken und zu wispern.  Es war zwei Uhr, es ging los. Und es war höllisch, viel lauter als zu Hause, sie waren näher dran. Unfassbar, dass sie die einzigen waren, die es hörten. Alle anderen Hotelgäste schliefen friedlich. Und wenn einer jetzt noch von irgendwo ankam, durch die Korridore schlurfte und sein Zimmer suchte, so würde er nichts merken, nichts sehen, nichts riechen, nichts hören. Unfassbar und gemein.

„Warum wir?“, schrie er, „Warum, warum, warum?“ Er sprang aus dem Bett und hieb mit den Fäusten gegen die Wand. Für einen Sekundenbruchteil herrschte Ruhe, völlige Stille.

Dann wurde von jenseits der Wand zurückgetrommelt. „Silence, espèce de con!“, (Ruhe, Arschloch) schrie jemand. Und als wäre dies ein Signal hub draußen auf dem Korridor der Lärm wieder an, steigerte sich ins Unerträgliche. Wer oder was dort tobte, hatte seinen Ausbruch mitbekommen und antwortete nun darauf. Doch er oder es hielt sich an die Regeln, es tobte, es heulte, es kratzte und hämmerte, doch es brach die Türen nicht auf, ließ die Zimmer und die Menschen darin unbehelligt, und nach zwei ewigen Stunden verstummte es.

„Na also!“, sagte der Ritter. Er saß auf dem einzigen Stuhl des Zimmers, hatte die die Füße samt Stiefeln aufs Bett gelegt. Seine Kleidung war wieder die aus dem ersten Traum, schwarzes Leder, Kettenhemd. Das Haar war kurz geschnitten und noch schwarz, dunkle Bartstoppeln beschatteten sein Gesicht. Er roch nach Schweiß und Rauch.

 „Zwei Stunden“, sagte er und hob zur Verdeutlichung Zeige- und Mittelfinger hoch. „Zwei Stunden Lärm, und du greinst wie ein Säugling.“

„Aber …“

„Nur Lärm“, unterbrach ihn der Ritter. „Sonst nichts!“

„Sie haben Rachel und mich getrennt!“

„Und sie haben gemacht, dass ihr euch wiedergefunden habt. Nun seid ihr euch tiefer und enger verbunden als zuvor.“

„Aber sie könnten uns wieder trennen. Überhaupt, wo ist sie?“ Panisch sah er sich um. „Wo ist Rachel?“

„Ganz ruhig“, sagte der Ritter. „Du siehst sie nicht, aber sie ist hier. Direkt neben dir. Du träumst, sie träumt. Sie unterhält sich mit dem jungen Mädchen, das ihr schon öfters im Traum begegnete. Das junge Ding, das einige Jahrhunderte nach mir starb. Es stürzte sich aus dem Fenster, als die Soldaten kamen, um es abzuholen.“

„Tut mir leid, wirklich. Und es tut mir auch leid, dass du, dass Sie“, verbesserte er sich, immerhin war der Kerl ein Ritter, ein Edelmann also, „im Kerker so elend …“

„Schweig!“, fuhr der Ritter ihn an. „Ich mag das nicht hören. Es regt mich immer noch auf, obwohl es Jahrhunderte her ist. Reiß dich lieber zusammen und begegne diesem lächerlich geringen Unbill mit der Gelassenheit eines tapferen Herzens. Zwei Stunden nächtliche Lärmbelästigung, bei Gott, was ist das schon!“

„Es geht ja nicht nur um den Lärm, es geht um die Realität! Sie kippt weg, besser gesagt, sie wird uns weggekippt. Eine neue Realität wird etabliert, und das wollen wir nicht! Wir wollen unsere alte Realität behalten!“

„Wir wollen unsere alte Realität behalten!“, äffte der Ritter ihn mit übertrieben weinerlicher Stimme nach. „Du hast doch keine Ahnung, was in deiner alten Realität gerade los ist. Vielleicht ist eine weltweite Seuche ausgebrochen. Vielleicht hat jemand einen Krieg losgetreten, mitten in deinem geliebten Europa.“

„Lächerlich.“

„Vielleicht“, gab der Ritter zu. „Vielleicht aber auch nicht.“

Seine Stimme verlor an Volumen, seine Gestalt verblasste.

„Aber die Sterne! Ich vermisse sie so sehr!“

Der Ritter kehrte schemenhaft zurück.  „Kann sein, das sie wiederkommen, die Sterne“, flüsterte er. „Doch möglicherweise werden es andere sein.“

Sonnenlicht drang durch seine Lider, jemand musste die Vorhänge zurückgezogen haben. Ein süßer Duft, Kokos?, Vanille?, er war nicht gut in diesen Dingen, verdrängte den Schweißgeruch des Ritters. Er öffnete die Augen. Rachel saß auf der Bettkante, frisch geduscht, in ein weißes Handtuch gewickelt.

Er stöhnte, bemühte sich, den Traum abzuschütteln, griff nach ihr, wollte sie zu sich ins Bett ziehen. Sie sträubte sich. „Es ist halb zehn. Um zehn müssen wir das Zimmer geräumt haben, sonst berechnen sie uns einen weiteren Tag. Geh rasch duschen, dann wollen wir frühstücken und von hier verschwinden.“

Gehorsam wickelte er sich aus dem Bett, tapste ins Bad.

„Ich habe meinen Ritter gesehen“, rief er durch die angelehnte Tür.

„Ich weiß, ich habe mein Mädchen auch gesehen.“ Ihre Stimme hatte die Färbung des Kummers angenommen. Er wusste, warum. Er gab ihr Zeit.

„Was hat sie gesagt?“, fragte er dann.

„Im Wesentlichen, dass ich mich zusammenreißen soll“, antwortete sie.

„Genau wie mein Ritter.“

„Schaffen wir das?“, fragte sie.

Was antwortete man darauf? Wir schaffen das? Yes we can? Klar doch, Baby? Ratlos trat er aus dem Bad ins Zimmer, die Zahnbürste in der Hand, Schaum im Mund.

„Der Tag liegt vor uns“, sagte Rachel. „Die Nacht ist fern. Lass uns ans Meer fahren!“

Beitragsbild: Adalbert Stifter, Mondlandschaft mit bewölktem Himmel (um 1850, Ausschnitt)

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