Wie viele Masken waren es
seit ich aus diesem bräunlichen Ei brach
in weichem Mantel
mich die grünen Adern entlang ziehend
tastend
schmeckend
im Sonnenstrahl rollend
still unter dem Schatten streifender Vögel
kostend
duftendes Grün
kühle Säfte
zarte Blütenspitzen
Leuchtendes
Verstecktes
Überfluß
Überfluß
schwellend in immer neuen, weiteren Hüllen
bis zu dieser letzten, wenn ich Fäden spucke
die kristallisierend
schimmernd
glitzernd um mich weben
zum schützenden Kokon
um die letzte Maske erstarrt zurückzulassen
als die Hülle
meiner Auflösung
in Urchemie
DNA Spuren
Flüssigkeiten
haltlosem Sein
um Spuren, die sich verdichten
zu Knitterndem
Raschelndem
Ziehendem
Dehnendem
bis hinaus in Funkelndes
Vibrierendes
taste ich mit dünnen Flügeln
das Grün hinauf
atme Wasser
falte mich auf
taumele kurz im Licht
und
fliege
Du weißt, Uta, wie sehr ich dieses Gedicht liebe, wir haben schon mehrmals darüber gesprochenund auch des Langen und Breiten über Grammatikfragen diskutiert.
Unnötigerweise, wie ich immer noch glaube.
Was gefällt mir so gut daran? Es ist einmal die Form, der Schriftsatz, man sieht die Raupe am Baum hochkrabbeln, man fühlt mit ihr diese Freude am Überfluss, sie kann fressen, fressen, es besteht kein Mangel, Nahrung gibt es in Hülle und Fülle. Natürlich ist Vorsicht geboten, auch Raupen haben ihre Fressfeinde, doch sie ist gut getarnt, die deine, die von der du, mit deren Stimme, du berichtest. (Haben Raupen eine Stimme? Möglicherweise, was wissen wir schon!)
Und dann die Verpuppung, die komplette Metamorphose, ein neues Wesen entsteht, das sich immer noch an seine früheren Leben erinnert.
Hab auch was gelernt aus deinem Gedicht, nämlich dass sich auf dem Weg der Raupe zum Schmetterling die DNA verändert, sich komplett neu entwickelt, dass wirklich ein neues Wesen entsteht.
Hoffen wir mal, dass es nicht aufgespießt in einem Glaskasten endet.